Kulturhanse Werkstatt #9: Anker lichten!

Ahoi Zittau!

Abschiedsschmerz gepaart mit mediterranen Temperaturen erwarteten uns während der letzten Werkstatt im Freiraum Zittau. Aber eins nach dem anderen: Bei feinsten Sommertemperaturen landeten wir im herausgeputzten Zittau. Hier kam bei der einen oder anderen Mahlzeit auf dem Bürgersteig mediterranes Feeling im Dreiländereck auf.

Am Freitag gingen wir gleich zweimal auf Forschungsexpedition: Zunächst wurden wir zu Raumpionier*innen auf Erkundungsreise durch den Freiraum. Was im Freiraum alles passieren soll, erzählen euch  hier:

Danach steckten wir die Köpfe zusammen und sponnen kreative Ideen für die noch unbespielten Räume des Freiraums. Die besten Einfälle wurden dann vor den anderen Raumpionier*innen präsentiert. Hier eine kleine Auswahl: Wie wäre es mit einem Escape-Room oder Karibikzimmer, wo man Tarzan spielen kann und sich an Lianen entlang hangelt bzw. einer Winterwunderwelt (in nicht beheizbaren Räumen eine gute Idee, wenn es draußen eh kalt ist)? In diesen Erlebniswelten könnten dann Theaterstücke und Performances stattfinden. Oder bodenständiger: eine kleine feine Gaststätte im Erdgeschoss, in der Konzerte stattfinden, unkomplizierte Übernachtungsmöglichkeiten, oder eine alternative Touristeninformation – vieles ist möglich und denkbar. Mit diesen und vielen anderen Ideen im Kopf starteten wir dann unsere zweite Forschungsexpedition, eine ereignisreiche Nachtwanderung quer durch die Stadt. Was wir lernten: In Zittau enden Hochzeitsfeiern vor Mitternacht und tschechisches Bier ist echt lecker!

Am nächsten Tag ging es dann in die Vollen. Zu Gast hatten wir Gregor May von Premium. Der erzählte uns, wie Premium als Kollektiv zusammen ihr Produkt realisiert- möglichst fair und auf Augenhöhe. Nur so viel: Alles begann mit einem Getränk in der Badewanne, das plötzlich anders schmeckte. Die Suche nach dem Grund entwickelte sich zu einem immer größeren Unterfangen bis sich schlussendlich ein Kollektiv bildete, was seither die Cola und drei weitere Getränke gemeinsam produziert und vertreibt. Das heißt: Vom Abfüller über den LKW-Fahrer*innen bis hin zu den Kund*innen sind alle Anteilseigner*innen, organisieren und entscheiden gemeinsam. Hört hier selbst, was Gregor dazu zu sagen hat:

Wie können gemeinwohlorientierte, kollektiv organisierte Wirtschaftskreisläufe in unseren Gründerlaboren aussehen? Gregors „Zauberformel“ brachte das auf den Punkt: „Wir fragen alle, die mit uns zu tun haben: Was brauchst du, damit es für dich funktioniert?“ Das schaffe eine Betroffenheit und lege Bedürfnisse offen, die dann gemeinsam verhandelt werden können. Aber die Verantwortung könne man nur selbst für sich übernehmen, die könne nicht übertragen werden. Das ist das Kommunikationsmodell von Premium. “Ich glaube nicht an individuelle Probleme, meist sind das eigentlich verfehlte strukturelle Probleme, die wir als Gemeinschaft lösen müssen“, meint Gregor May.

Nach all dieser Denkarbeit setzten wir am Abend gleich unseren eigenen Wirtschaftskreislauf um: Beim 2. Kulturhanse-Markt und 1. Schweizer Bazar lockten wir einige Zittauer*innen mit Straßenmusik zu uns. Hier wurden energetisch Haare geschnitten, Kulturhanse-Produkte feilgeboten und ausgelassen zur Jam Session getanzt.

Am nächsten und letzten Tag diskutierten wir über die Zukunft der Kulturhanse. Wie machen wir nach der Stipendiumsphase weiter? Wie könnte ein Selbstverständnis der Kulturhanse lauten? Einig waren wir uns darin, dass unsere befruchtenden Austausche fortgeführt werden sollten. Und zum Schluss gab es dann auch das ein oder andere feuchte Auge. Es war Zeit Abschied zu nehmen, denn das Stipendium ist damit absolviert. Aber wir entließen unsere Kapitäne nicht ohne etwas in der Hand: Mit einem Kulturhanse-Zeugnis und einer Kapitänsmütze wappneten wir unsere Stipendiat*innen. Nach einem Jahr gemeinsamer Werkstätten, unzähligen gefahrenen Kilometern und Unmengen Geistesblitzen heißt es nun: Ihr seid bereit eure Anker zu lichten!

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P.S.: Danke an Susann Seifert für die Extra-Fotos.