Kulturhanse-Expeditionen #2: Wie alles begann

In unserer Serie Kulturhanse-Expeditionen stellen wir euch ausgewählte Auszüge aus unserer Publikation vor. Dies sind spannende Themen, Analysen, Ideen und Erkenntnisse auf unserem Weg. Den Start machen wir mit uns selbst: Warum gibt es die Kulturhanse? Was waren unsere Ziele? Wie haben wir sie umgesetzt haben?

von Juliane Döschner

Warum gibt es die Kulturhanse?

Unsere Reise begann in der Großstadt Erfurt, wo wir selbst ein soziokulturelles Gründungslabor aufbauten, die Werft34. Unsere Beobachtung zu dieser Zeit in vielen Besuchen und Gesprächen in Stadt und Land war, dass solche Labore hauptsächlich in großen Städten entstehen, obwohl sie gerade jenseits davon ein nützlicher Katalysator sein könnten. Denn dort sahen wir Herausforderungen auf drei Ebenen (siehe Abbildung unten).

Weil viele junge, kreative und engagierte Leute in die großen Städte abwandern, haben gerade die länd- lichen Regionen mit den Folgen dieses Braindrains zu kämpfen. Mancherorts gibt es kein Kulturhaus mehr, keinen Laden, keine Beratungsstelle. Menschen mit Gründungsideen, insbesondere mit gemeinwohlorientierten, finden oft zu wenige passende Unterstützungsangebote, Austausch- und Andockmöglichkeiten vor Ort – das ist nicht nur im ländlichen Raum der Fall (» Kulturhanse-Labore für das lokale Ökosystem, S. 82ff.).

Und wenn sich Initiativen zusammenfinden, um mit Orten wie Gründungslaboren Perspektiven für sich und andere aufzubauen, fehlt es oft an inspirieren- den Beispielen, Knowhow, Unterstützung und Ressourcen. Genau da setzten wir mit dem Kulturhanse-Projekt an. „Wir glaubten, dass sich diese Herausforderungen bewältigen lassen, wenn es uns mit den Initiativen gelänge, das Werft34-Konzept auf ihre Dörfer und kleineren Städte zu übertragen und deren gähnenden Leerstand nutzbar zu machen.“ (Arnold-Schaarschmidt & Günther, 2020, S. 106ff.) Denn trotz oder gerade wegen der schwierigen Ausgangsbedingungen gibt es sie: Menschen und Initiativen, die nach Lösungen suchen, bei sich vor Ort und darüber hinaus, und die mit Mut und Tat ihr Umfeld gestalten.

Eine Kulturhanse, damit mehr Menschen im ländlichen Osten gut leben können.

Mit unserer Projektpublikation, den Kulturhanse-Expeditionen reisen wir auf 182 Seiten noch einmal durch die ersten fünf Jahre der Kulturhanse. Fünf Jahre, in denen wir versuchten, gemeinwohlorientierte Gründungslabore und Ökosysteme jenseits großer Städte in Ostdeutschland zu initiieren. Fünf Jahre, in denen wir die Macher*innen vor Ort ermutigten, stärkten, lokal und regional mit Wirtschaft und Zivilgesellschaft vernetzten.

eigene Abbildung 1 aus Kulturhanse-Expeditionen
eigene Abbildung 1 aus Kulturhanse-Expeditionen

Ziel des Kulturhanse-Projektes

…war es also, sozialunternehmerische Gründungslabore jenseits der großen Städte in Ostdeutschland zu initiieren und deren Macher*innen zu qualifizieren und zu stärken. In den Laboren sollten die Nutzer*innen Unterstützung bei der Verwirklichung ihrer Ideen er- halten und damit für sich und andere Perspektiven und ein lebendiges und lebenswertes Umfeld schaffen. Ökonomische Teilhabe ist dabei nur ein Aspekt. Unser Fokus lag auf gemeinwohlorientierten Gründungen » Die Gründer*innen im Kulturhanse-Labor, S. 110ff. Sie zahlen zum Beispiel auf Bereiche der Daseinsvorsorge ein, schaffen Räume für Kultur und Begegnung oder verbessern die Lebensqualität vor Ort. Ob Bürger*innen- bus, Kulturcafé, offene Werkstatt oder Dorfkonsum – sie schaffen Bleibeperspektiven für die Gründer*innen, aber auch für alle anderen, die von ihnen profitieren (s. Aktivitäten und Wirkung in Abbildung 1).

Aufbau der Kulturhanse

Literaturverzeichnis

Arnold-Schaarschmidt, M., & Günther, F. (2020). Die Kulturhanse – Kulturorte gemeinsam auf dem Weg zu neuen Ufern. In M. Hotopp- Riecke, & T. Sowada, (Hrsg.), Auf dem Lande alles dicht? Ein interdisziplinäres Lesebuch über die kreative Füllung von Leerstand (S. 102-111). Berlin: Hirnkost-Verlag.

Andocken

Gern organisieren wir solche Formate bei dir vor Ort. Sprecht uns gern an, wenn wir Euch bei der nachhaltigen Entwicklung eures gemeinwohlorientierten Ortes unterstützen sollen. Meldet euch unter: rike@kulturhanse.org.

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Wissenstransfer

Wir geben unser Wissen gern weiter, z.B. in Vorträgen, Impulsen, Workshops, Trainings, Weiterbildungen zu Themen wie: Was brauchen Social Entrepreneure auf dem Land? Wie verwandelt man Leerstand in einen Ort aktiven bürgerschaftlichen Engagements?

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Begleitung & Coaching

Ob Organisations- oder/und Regionalentwicklung – wir begleiten euch dabei Lösungen für eure konkreten lokalen oder regionalen Problemstellungen zu entwickeln.

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Werkstattprogramm

Neben maßgeschneiderten Prozessen bieten wir die Kulturhanse-Akademie, ein Werkstattprogramm in einem strukturierten, kollegialen Rahmen. Bereits in zwei Jahrgängen konnten wir uns vom Erfolg des Zusammenspiels zwischen Qualifizierung, Raum- und Laborentwicklung und Inspirationsreise überzeugen.

Gruppenfoto @Philipp Hort

Vernetzungs
veranstaltungen

Unser Kulturhanse-Netzwerk bringen wir in Konferenzen, Camps und anderen Peerformaten zusammen. Im Austausch mit anderen Macher*innen, Stakeholdern und Entscheidungsträger*
innen lässt sich Inspiration und Mut für das eigene Vorhaben schöpfen.